Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx by David Weber

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx by David Weber

Autor:David Weber [Weber, David]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783404232475
Herausgeber: Lübbe
veröffentlicht: 1997-01-01T23:00:00+00:00


In der Kronkanzlei des Mount Royal Palace tagte ein sehr erlauchter Rat. Er zählte nur fünf Mitglieder: Königinmutter Angelique, den Herzog von Cromarty, Herzogin Caitrin Winton-Henke, Dame Eliska Paderweski und Lord Jacob Wundt.

Die eine war die Frau, die andere die Schwester des verstorbenen Königs; die anderen drei waren sowohl auf professioneller als auch auf persönlicher Ebene seine engen Vertrauten gewesen. Zu einer Zeit, da jeder von ihnen sich nach Alleinsein mit der Trauer sehnte und die Gedanken und die Verhältnisse ordnen wollte, die durch das plötzliche Ableben des Königs aus der Bahn geraten waren, führte sie nur eines zusammen: ihre Treue zum König und seinen Idealen – und zu der Abstraktion, die sich Sternenkönigreich von Manticore nannte.

Das soll nicht heißen, dass sie ihre Trauer verbargen.

Vielmehr saß sie mit ihnen am Tisch, als wäre sie ein sechstes unerwähntes Mitglied ihrer Runde, dessen Gegenwart sie spürten. Und obwohl König Roger gerade in diesem Augenblick einer Autopsie unterzogen und für die öffentliche Totenwache vorbereitet wurde, gesellte er sich geradezu greifbar als Siebter hinzu.

»Kaffee, Allen?« Dame Eliska schob die Kanne über die polierte Holzplatte des Tisches.

Der schlanke, elegante Herzog schüttelte den Kopf. Sein Haar zeigte einen silbrigen Schimmer, der noch nicht zu sehen gewesen war, als er sein Amt als Premierminister angetreten hatte. »Das wage ich nicht, Euer Majestät. Mein Magen ist sowieso schon in Aufruhr.«

»Ts, ts, Allen«, neckte die Königinmutter ihn fast überzeugend. »Premierminister sollten niemals zugeben, das ihr Magen oder ihre Nerven in Aufruhr versetzt werden können.«

»Das merke ich mir«, versprach Cromarty, »aber ich bin schließlich noch nicht lange Premierminister. Im Lichte aktueller Ereignisse und der unvermeidbaren Querelen, die auf meine Koalition nun zukommen, wünschte ich mir fast, eine andere Partei wäre am Ruder.«

»Pah!«, lautete die einzige Entgegnung der Königinmutter.

»Sie sind immerhin länger Premierminister, als die arme Elizabeth Königin ist«, erinnerte Lord Wundt ihn. »Das arme, arme Kind. Welch entsetzliche Last sie spüren muss.«

»Mein ›armes, armes Kind‹«, erwiderte Angelique mit leichter Schärfe, »ist nun Ihre Königin. Solche Attribute untergraben die Würde ihres Amtes.«

Seit Mitte der Regierungszeit Samanthas II. diente Jacob Wundt dem Hause Winton als Haushofmeister. Der gertenschlanke, große Mann mit der beginnenden Glatze hatte erlebt, wie Roger auf Samantha folgte, und nun sah er, wie Elizabeth Rogers Nachfolge antrat. Ohne es je auszusprechen, hoffte er sehr darauf, keinen weiteren Thronwechsel miterleben zu müssen.

Seine Position verschaffte ihm tiefsten Einblick in die Angelegenheiten der Wintons, ohne dass er der Familie angehörte. Daher hatte er große Geduld mit der Königinmutter.

»Selbstverständlich, Euer Majestät«, sagte er leise. »Ich nehme das zurück.«

Nun aber wandte sich Caitrin Winton-Henke mit Schärfe an ihre Schwägerin.

»Angelique! Trauer ist keine Entschuldigung dafür, sich zu vergessen. Jacob hat nur ausgesprochen, was jeder einzelne von uns denkt.«

Von niemand anderem hätte Angelique Winton solch einen Tadel hingenommen. Rogers Schwester aber (an der er stets gehangen hatte) war der aus armen Verhältnissen stammenden Bürgerlichen, die sich plötzlich zur Königin erhoben gesehen hatte, immer eine verlässliche Freundin und Vertraute gewesen.

»Jacob«, sagte sie zum Haushofmeister, »ich bitte Sie um Verzeihung.«

Da Wundt den Stolz und das Naturell der Königinmutter



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